Die Madden-Julian-Oszillation
Die Madden-Julian-Oszillation
Die Madden-Julian-Oszillation (MJO) ist ein tropisches Phänomen, das
innerhalb von 30 bis 60 Tagen in den Tropen, etwa zwischen 20 Grad
Nord und 20 Grad Süd, ostwärts einmal um den Globus propagiert.
Entdeckt wurde die MJO im Jahre 1971 von den Herren Roland Madden und
Paul Julian vom National Center for Atmospheric Research (NCAR),
denen sie auch ihren Namen verdankte.
Allgemein kann die MJO in zwei verschiedene Phasen aufgeteilt werden.
Dabei wird zwischen einer feuchten Phase mit verstärkten
(konvektiven) Regenfällen und einer trockenen Phase, in der die
Niederschlagsneigung (Konvektion) unterdrückt wird, unterschieden.
Beide Phasen beschreiben dabei eine Dipolstruktur mit zwei
gegensätzlichen Aktionszentren, die sich, wie aufgeführt, ostwärts
verlagert (vgl. Grafik). Bei der Verlagerung um den Globus ist das
Gesamtsystem der MJO jedoch häufig sehr variabel in der Intensität.
Perioden mit einer moderaten bis starken Aktivität folgen oft
Perioden mit niedriger oder keiner. Die Ausprägung der MJO ist dabei
eng mit der Oberflächenwassertemperatur verknüpft. Während die MJO im
Bereich von warmen bzw. sehr warmen Oberflächenwassers,
beispielsweise im westlichen Indik, an Intensität zulegt und mit
kräftigen konvektiven Niederschlägen einhergeht, fällt das System
über kälterem Wasser des östlichen Pazifiks zusammen, um im weiteren
Verlauf über dem tropischen Atlantik wieder neu aufzuleben. Die
stärkste Aktivität auf der Nordhemisphäre wird im späten Herbst,
Winter sowie im zeitigen Frühling beobachtet.
Die MJO beschreibt entsprechend ein gekoppeltes
Ozean-Atmosphäre-System, das großen Einfluss auf die tropischen und
extratropischen Niederschläge, atmosphärischen Zirkulationen sowie
die Boden- und Lufttemperaturen der Tropen und Subtropen hat. Aus
diesem Grund gibt es deutliche Hinweise, dass die
Madden-Julian-Oszillation sowohl mit der „El Niño Southern
Oscillation (ENSO)“ (vgl. Thema des Tages vom 9. August) als auch mit
der Monsunentwicklung interagiert. Allerdings kann die MJO die
genannten Phänomene nicht auslösen, sondern nur zu ihrer Entwicklung
und Intensität beitragen. Zusätzlich zum Monsun und der ENSO sind
auch noch Einflüsse auf die Tageslänge sowie die Entwicklung und
Stärke von tropischen Zyklonen bekannt. Untersuchte Rückkopplungen
zum Jetstream (Starkwindbänder meist im Bereich der oberen
Troposphäre) zeigen zudem einen Einfluss der MJO auf
Kaltlufteinbrüche, extreme Hitzewellen und Starkregenereignisse in
den USA.
Wegen der Auswirkungen der MJO auf das tropische und extratropische
Wettergeschehen sowie dessen Einfluss auf die globalen
Zirkulationssysteme ist eine Berücksichtigung dieser vor allem für
die Modellierung langfristiger Wettervorhersagen (Monat/Jahreszeit)
von großer Bedeutung. Dabei bieten besonders die aktiven Phasen der
Madden-Julian-Oszillation die Gelegenheit, die numerische Wetter-
bzw. Klimavorhersage zu verbessern.
Derzeit befindet sich die Madden-Julian-Oszillation in einer
inaktiven Phase, die nach aktuellem Stand der Vorhersage auch über
die nächsten zwei Wochen anhalten wird. In diesem Jahr konnten bisher
auch zwei sehr aktive MJO Phasen analysiert werden. Die erste Phase
umfasste dabei den Zeitraum von Anfang März bis Ende April. Zum
zweiten Mal verstärkte sich die MJO im Juni und Juli. In diesem
Zeitraum wurde ein positiver Einfluss auf das derzeitige El
Niño-Ereignis beobachtet. Ein neuerliches Aufleben der MJO könnte
entsprechend der prognostizierten Verhältnisse im Pazifik mit dem
Höhepunkt des El Niño-Ereignisses zusammenfallen. Entsprechend würden
sich die Auswirkungen von El Niño vor allem im tropischen Pazifik
sowie in Südamerika erheblich verstärken. Aktuelle Informationenüber
die MJO finden Sie beispielsweise unter:
http://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/MJO/mjo.shtml
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.09.2015
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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