Kurzfristige synoptische Übersicht
Kurzfristige synoptische Übersicht
Auf den Bergen teilweise Sturmböen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
Aktuell … befindet wir uns im Einflussbereich eines langwelligen Troges. In seinem Südteil hat über dem westlichen Mittelmeer ein Cut-Off stattgefunden und das resultierende Höhentief liegt mit seinem Kern über dem Golf von Genua und Norditalien. Der nördliche Resttrog überquert den Norden bis morgen früh.
Korrespondierend zu der Entwicklung in der Höhe befindet ich über dem westlichen Mittelmeer und Norditalien ein kräftiges Bodentief mit Zentrum über dem Golf von Genua. Auf dessen Nordseite liegen der Süden und die Mitte im Bereich einer östlichen bis nordöstlichen Strömung. Auf der Vorderseite dieses Tiefs wird kräftig Warmluft advehiert. In unseren TKBs wird in der Nacht von Nordbaden bis zum Erzgebirge eine Warmfront markiert.
Das daran befindliche Niederschlagsband sorgt in der zweiten Nachthälfte im Bereich Sachsen bis zum südlichen Brandenburg für leichte Schneefälle. Bis morgen früh werden zwar nur geringfügige Mengen vorhergesagt, sie dauern aber morgen im Tagesverlauf noch weiter an. Daher wurde bereits eine markante Schneefallwarnung ausgegeben.
In Süddeutschland liegt die Schneefallgrenze noch relativ hoch zwischen 1600 und 2000m. Durch die einsetzende Nordströmung auf der Nordwestseite des Tiefs wird aber zunehmend kühlere Luft auch in den Südwesten geführt, sodass die Schneefallgrenze absinkt. In weiten Teilen Bayern liegt die Schneefallgrenze aber auch morgen früh noch sehr hoch (über 1200m), sodass die meist leichten Niederschläge dort in weiten Teilen noch in flüssiger Phase niedergehen.
Die Nacht wird im Norden und in der Mitte frostig. In Süddeutschland ist es abgesehen von höheren Lagen meist frostfrei. Der Nordost- bis Ostwind weht in der Mitte und im Süden teilweise frisch und auf den Bergen gibt es starke (Bft 7) bis exponiert auch stürmische Böen. Vereinzelt kann es im Norden und im Südosten Nebel geben. Im Norden muss dann mit Glätte durch Reif gerechnet werden.
Montag … verstärkt sich das Höhentief im Trogbereich und verlagert sich vom Golf von Genua zur Balkanhalbinsel. Dabei bildet es ein Trog nach Norden in Richtung Böhmen aus. Im Bodendruckfeld verlagert sich das Bodenhoch weiter nach Südosten. Auf der Vorderseite des Höhentiefs findet im östlichen Alpenraum eine Zyklogenese statt und das resultierende Randtief zieht bis zum Abend vom Salzkammergut nach Ungarn. Auf der Nordseite des Tiefkomplexes befinden wir uns in einer östlichen und später dann, mit Abzug des Bodentiefs nach Osten, nordöstlichen bis nördlichen Strömung.
Wie schon erwähnt beginnen die Niederschläge im Bereich Erzgebirge in der Nacht zum Montag und erfassen im weiteren Tagesverlauf bis zum Abend eine Region südöstlich einer Linie vom Saarland, Pfalz über Hessen und Thüringen hinweg bis nach Südbrandenburg. Dabei fallen die Niederschläge von Sachsen über Thüringen und Hessen bis nach Baden-Württemberg als Schnee, in Bayern aufgrund der noch sehr hohen Schneefallgrenze im Flachland als Regen. Von Westen her geht aber auch im Südosten der Regen zunehmend in Schnee über.
Betrachtet man die vorhergesagten Schneemengen, so ist nach der deutschen Modellkette in Teilen Sachsens und im östlichen Thüringen und dem südlichen Sachsen-Anhalt im Flachland von verbreitet über 15cm/24h, also Unwetter, auszugehen. Auch für das Allgäu und der östlich daran anschließenden Alpenraum werden Mengen über 15cm angegeben. Hier betrifft es aber vor allem Lagen oberhalb von 800m. Die anderen Modelle und auch die Ensembles sind bei der Einschätzung der Schneemengen defensiver als die deutsche Modellkette. Betrachtet man die Gesamtschneehöhen, so zeigt sich, dass kein Modell von einer Gesamtschneehöhe von über 15cm nach 24h ausgeht. Von daher sollte die Situation mit einer Ockerwarnung ausreichend abgewarnt sein. Aufgrund des hohen Wassergehaltes ist dort, wo die Schneefälle intensiver ausfallen, auch mit Schneebruch in den Wäldern zu rechnen.
Ein weiteres Warnelement ist der Wind. Er weht in der Mitte und im Süden böig aus Nordost und erreicht in den Höhenlagen Bft 7, in Gipfellagen Bft 8 und teilweise auch 9.
Der Norden und Nordwesten bleibt dagegen am Montag klar oder nur leicht bewölkt und auch der Nordostwind ist dort deutlich schwächer. Die Tageshöchstwerte erreichen 1 Grad in Sachsen und 6 Grad im Nordwesten. Ganz im Südosten kann es sogar bis 10 Grad warm werden.
Dienstag … verlagert sich das Höhentief von Slowenien weiter nach Nordosten und erreicht um 24 UTC Weißrussland. Rückseitig davon wird Deutschland von einem Höhenrücken südostwärts passiert. Ihm folgt in der zweiten Tageshälfte von Nordwesten her ein kurzwelliger Trog nach, der sich zunehmend abschwächt und dessen Achse am Tagesende von Holstein bis in die Pfalz reicht.
Am Dienstagfrüh gehen auch in Niederbayern die Regenfälle in Schnee über. Der Schneefall lässt dann im weiteren Verlauf von Westen her nach, so dass es vormittags im Wesentlichen nur noch in Sachsen und im Südostteil Bayerns schneit. Mit Annäherung eines neuen Frontensystems von Frankreich her setzt mittags im äußersten Westen Niederschlag ein, der am Vorderrand meist als Schnee, später dann zumindest in den Niederungen als Regen fällt. Abends ist die gesamte Westhälfte von diesem Niederschlag überdeckt und um 24 UTC hat das Niederschlagsgebiet bis auf den äußersten Osten und Nordosten das gesamte Land erfasst. Dabei ist in der Westhälfte in höheren Lagen auch gefrierender Regen möglich.
Die Niederschlagsmengen liegen am Dienstag in der Fläche im Westen und Süden meist nur bei 2 bis 5mm/24h. Kräftigere Signale gibt es vor allem in Richtung Alpen. Hier zeigt GFS über 10mm in 24h. In den Bergen Süddeutschlands ist mit einigen cm Neuschnee zu rechnen.
Der Wind nimmt ausgangs der Nacht erstmal ab, ehe mit dem von Westen her nahenden Frontensystem der Wind auf südliche Richtungen dreht. An der Nordsee, später auch in exponierteren Lagen im Westen und in der Mitte gibt es starke Windböen (Bft 7). Ab dem Abend sind an der Nordsee Böen Bft 8 möglich, ab spätem Abend gibt es in Gipfellagen oberhalb 1000 m Böen Bft 8 bis 9. Dabei dreht der Wind abends meist auf südwestliche Richtungen.
Die Tageshöchsttemperaturen liegen am Dienstag bei 3 Grad im Südosten und 8 Grad am Oberrhein. In der Nacht gibt es vor allem im Süden und Osten leichten Frost. Nach Westen und Nordwesten zu bleibt es, abgesehen von höheren Lagen frostfrei. Dem entsprechend muss vor allem in der Südosthälfte mit Glätte gerechnet werden.
Mittwoch … naht von Westen her ein weiterer Höhentrog, der mit höhenkalter Luft (T500 unter -35 Grad) angefüllt ist. Am Tagesende hat sich im Bereich der Trogspitze ein Höhentief gebildet, das über der südlichen Nordsee liegt. Korrespondieren dazu erreicht uns die okkludierte Front eines Tiefs über Schottland und der nördlichen Nordsee. Es sorgt für Regen und später vermehrt für Regenschauer. Auch einige Kaltluftgewitter sind im Westen und in der Mitte nicht auszuschließen. Bei einer Schneefallgrenze von etwa 500m im Westen und über 1000m im Südosten fallen die meisten Niederschläge als Regen, lediglich im Bergland kann es auch etwas Schnee geben. Von den Mengen her gibt es vor allem im Bergland Signale für über 10mm/24h, in Staulagen auch für über 20mm/24h. In der Fläche liegen die Mengen meist nur bei 2 bis 5 oder nach Westen zu bei 5 bis 10mm/24h. Für das Sauerland werden von der deutschen Modellkette über 10cm, in den Hochlagen des Schwarzwaldes sogar bis über 15cm Neuschnee/24h simuliert.
Warnwürdig bleibt auch der Wind. Im Tagesverlauf können auch im Flachland der Mitte und des Südens starke Windböen (Bft 7) aus West auftreten, im Zusammenhang mit Gewittern auch Sturmböen (Bft 8 bis 9). Im Bergland sind stürmische Böen, exponiert auch Sturmböen möglich. An der Küste gibt es lediglich starke Windböen (Bft 7).
Die Tageshöchsttemperaturen liegen am Mittwoch bei 6 bis 9 Grad, am Oberrhein können auch über 10 Grad erreicht werden. Die Nacht ist zumeist frostig, lediglich im Nordwesten und im Rheintal bleibt es frostfrei.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle stimmen in den großscalige Druck-, Temperatur- und Feuchtefeldern über Mitteleuropa im kurzfristigen Vorhersagezeitraum gut überein. Dies erstreckt sich sogar bis hin zur Niederschlagsverteilung am Montag über Deutschland. Lediglich bei den Mengen gibt es noch größere Unterschiede.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Rolf Ullrich
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