Nebel – eine unterschätzte Gefahr?
Nebel – eine unterschätzte Gefahr?
Schaut man im Oktober aus dem Fenster oder beobachtet bei einem
ausgiebigen Spaziergang die Natur, sieht man den Herbst in seiner
vollen Pracht. Die Blätter der Bäume verfärben sich allmählich von
Grün und Goldgelb über Rot zu Braun, Hobbygärtner bringen so langsam
ihre Balkonpflanzen vor nächtlichem Frost in Sicherheit und die Vögel
scharen sich am Himmel und bereiten sich auf ihre lange Reise in
Richtung Süden vor.
Immerhin kann das Thermometer in der Sonne des goldenen Oktobers
nochmals auf Höchstwerte über 20 Grad Celsius klettern und zusammen
mit der Laubfärbung für eine warme und goldene Herbstatmosphäre
sorgen. Statistisch gesehen sind in Süddeutschland sogar örtlich
Temperaturen um 30 Grad Celsius nicht ausgeschlossen, allerdings
zeichnen sich diese hochsommerlichen Temperaturen nach den aktuellen
Modellrechnungen nicht ab. Stattdessen stehen die Zeichen vielmehr
auf Herbst: Mit einer nordöstlichen Strömung fließen am Wochenende
zunehmend kühle und trockene Luftmassen in weite Teile Deutschlands
ein. Entsprechend steigt in den kommenden Nächten wieder die
Frostgefahr, aber auch tagsüber bleiben die Temperaturen teils weit
unter 20 Grad Celsius.
Die Tage werden nun kürzer, die Nächte länger und somit nimmt auch
die nächtliche Auskühlung zu. Gerade bei schwachen Windverhältnissen
während herbstlicher Hochdrucklagen und einem meist nur locker
bewölkten oder klarem Himmel kann sich die Luft in der Nacht bis zur
sogenannten Taupunkttemperatur abkühlen und es bildet sich Nebel.
Zugegeben ist der Gedanke an Nebel aber nicht gerade Furcht
einflößend. Eigentlich hat er doch fast schon etwas Besinnliches oder
Verträumtes an sich. Was ist so bedrohlich an diesem mehr oder
weniger dichten Schleier, der sich über Wald und Wiesen legt und
geräuschlos vor sich hin wabert?
Dass beispielsweise Gewitter gefährlich für uns Menschen sind, ist
vielen von uns auch diesen Sommer wieder bewusst geworden.
Statistisch gesehen sterben etwa drei bis sieben Menschen jährlich
alleine an Blitzschlag. Wer allerdings davon ausgeht, dass die nun
angebrochene Jahreszeit wettertechnisch ungefährlicher abläuft,
täuscht sich. Die Statistik spricht hier eine eindeutige Sprache.
Allein im Jahr 2014 kam es laut dem Statistischen Bundesamt zu mehr
als 400 Verkehrsunfällen, die alleine durch Nebel verursacht wurden.
Dabei waren vielfach Personenschäden zu verzeichnen, über 20 davon
mit Todesfolge. Rund 60 Prozent aller Nebelunfälle zwischen den
Jahren 2009 und 2013 ereigneten sich dabei zwischen Oktober und
Dezember.
Nebel stellt somit eine deutlich unterschätzte Gefahr dar. Neben dem
Flug- und Schiffsverkehr wird hauptsächlich der Straßenverkehr durch
Nebel stark beeinträchtigt und erheblich gefährdet. Innerhalb nur
weniger Meter kann die Sichtweite für Autofahrer im plötzlich
auftauchenden, dichten Nebel nahezu auf null absinken. Wer dann mit
Geschwindigkeiten von über 100 km/h unterwegs ist, kommt einem
Piloten, der sein Flugzeug im Blindflug fliegt, sehr nahe. Der
wesentliche Unterschied besteht nur darin, dass die Flugzeuge
technisch für solche Gegebenheiten ausgerüstet sind, PKWs hingegen
kaum.
Schalten Sie also selbst bei leichtem Nebel schon das Abblendlicht
ein und passen Sie die Geschwindigkeit Ihres Fahrzeugs den
Sichtverhältnissen an. Die Nebelschlussleuchten dürfen nach
Straßenverkehrsordnung allerdings erst bei einer Sichtweite unter 50
Metern benutzt werden, da das rote Schlusslicht bis zu 30 Mal heller
erstrahlt als gewöhnliche Rückleuchten und somit nachfolgende Fahrer
blenden könnte. Als Orientierungshilfe können Sie die Leitpfosten am
Straßenrand zu Hilfe nehmen, die in der Regel in einem Abstand von 50
Metern angeordnet sein sollten. Auf Fernlicht sollte allerdings
besser verzichtet werden, da Sie sich durch das im Nebel reflektierte
Licht eher selbst blenden.
Am bevorstehenden Wochenende nehmen Hoch „PETRA“ über Westeuropa und
Hoch „OLDENBURGIA“ mit Schwerpunkt über dem Norden Skandinaviens
Verbindung auf, der zunächst noch wirksame Tiefausläufer quer über
Deutschland wird zunehmend aufgelöst. Entsprechend übernehmen die
beiden Damen den Kochlöffel in der deutschen Wetterküche, wobei nicht
allzu viel „gerührt“ werden sollte, so dass sich das Wettergeschehen
in Deutschland beruhigt. Mit steigendem Hochdruckeinfluss nimmt aber
auch die nächtliche Nebelneigung wieder zu. Folglich muss in der
Nacht zum Samstag und Samstagfrüh muss vor allem in der Südhälfte
Deutschlands wieder mit Nebel gerechnet werden. Falls Sie also im
Straßenverkehr unterwegs sind, fahren Sie vorsichtig!
M.Sc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.10.2015
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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