Zeugen der Zeit
Zeugen der Zeit
Wer also heute (oder in ferner Zukunft) beim Waldspaziergang an einem Baumstumpf vorbeikommt, kann auf dem Querschnitt eine Vielzahl an Ringen erkennen, deren Anzahl Aufschluss über das Alter des Baumes gibt. Bei genauerer Betrachtung ist außerdem ersichtlich, dass sich ein Jahresring aus einer hellen und meist breiten Holzschicht (Frühholz) und einer dunklen, schmaleren Holzschicht (Spätholz) zusammensetzt.
Aus der Jahrringbreite kann nun auf die Witterungsbedingungen zur Wachstumszeit geschlossen werden: Breite Ringe weisen auf eine eher warme, feuchte Phase während der Vegetationsperiode hin, schmale Ringe auf eine eher kalte, trockene Phase.
Um einen klaren Zusammenhang zwischen Baumwachstum und Temperatur bzw. Niederschlag zu erhalten, sollten die Proben möglichst an Wachstumsgrenzen (z.B. an der nördlichen Waldgrenze) genommen werden. Die längsten aus der Dendrochronologie (von griech. dendron „Baum“, chronos „Zeit“, logos „Lehre“; also „Lehre vom Baumalter“) gewonnenen Klimarekonstruktionen reichenetwa 10.000 Jahre zurück.
Das Wetter hinterlässt seine Spuren nicht nur in Bäumen -auch aus Eisbohrkernen, Sedimenten, Korallen, Tropfsteinen oder Pollen lässt sich das Klima (teils einige Millionen Jahre) zurück rekonstruieren.
Verlässliche Wetteraufzeichnungen hinsichtlich Parameter wie Temperatur, Niederschlag und Feuchte gibt es erst seit 1881, sodass indirekte Informationen aus den oben genannten Quellen (sogenannte Proxydaten) sehr wichtig sind.
Um ein möglichst genaues Bild vom Klima vergangener Zeiten zu bekommen, werden mehrere Methoden kombiniert und die Ergebnisse verglichen.Trotzdem ist es natürlich nicht möglich, einen detaillierten Wetterablauf eines bestimmten Tages zu rekonstruieren. Langfristige Klimavariationen hinterlassen jedoch in verschiedenster Form Abdrücke in unserer Natur.
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann Deutscher Wetterdienst Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach, den 03.10.2015 Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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