Gewitter mit Unwetterpotential 28.06.2017
Gewitter mit Unwetterpotential 22.06.2017
Uhrzeit: 10:00
Schon am Montag schrieb ich von der Unwetterlage am morgigen Donnerstag. Nun bekommen wir als Vorgeschmack ab heute Mittag von Südwesten Unwetter it Starkniederschlägen bis 60 Liter pro Quadratmeter herein. Die Lage am Donnerstag ist unklar, denn die Prognosen schwanken im Stundentakt was die Niederschläge angeht. Auf alle Fälle wird es heute schwül-heiß und dann ziemlich nass.
Passt auf euch auf.
Wetterwarnung
WARNLAGEBERICHT für Sachsen-Anhalt
ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am Mittwoch, 28.06.2017, 09:33 Uhr
Ab Mittag Gewitter mit Unwetterpotenzial, vor allem durch Starkregen.
Entwicklung der Wetter- und Warnlage für die nächsten 24 Stunden bis Donnerstag, 29.06.2017, 09 Uhr:
Im Bereich einer umfangreichen Tiefdruckzone über West- und im weiteren Verlauf weiten Teilen Mitteleuropas, gelangt Sachsen-Anhalt zunehmend in den Bereich feucht-warmer und zu Gewittern neigender Luft.
Heute werden von Südwesten her Gewitter erwartet. Es muss mit Starkregen bis 25 l/qm innerhalb kurzer Zeit, Sturmböen bis 80 km/h (Bft 9) und Hagel gerechnet werden. Auch lokale Unwetter infolge von heftigem Starkregen bis 40 l/qm innerhalb 1 Stunde sind wahrscheinlich. In der Nacht zum Donnerstag treten weitere Gewitter mit ähnlichen Begleiterscheinungen wie am Tag auf. Allerdings klingt die Gewitteraktivität im Nachtverlauf langsam ab. Am Donnerstag lebt die Gewitteraktivität erneut auf und vor allem in den südlichen und östlichen Landesteilen besteht erhöhte Unwettergefahr durch heftigen Starkregen bis 40 l/qm in kurzer Zeit bzw. bis 60 l/qm innerhalb 6 Stunden. Zudem muss mit Sturmböen bis 85 km/h (Bft 9) und Hagel gerechnet werden. In den übrigen Regionen treten meist nur starke Gewitter auf. Auf dem Brocken herrscht zudem Sturm mit Spitzen bis 75 km/h (Bft 8) aus Südwest.
Deutscher Wetterdienst, RWB Leipzig, Florian Engelmann
Synoptische Übersicht
Heute Osten, Norden und zum Teil in der Mitte Gewitter, dabei Unwettergefahr durch heftigen Starkregen und größeren Hagel. Dabei Höhepunkt der Gewitterlage. Am Donnerstag im Süden, danach eher im Osten Unwettergefahr durch ergiebigen und zum Teil schauerartig verstärkten Dauerregen*
Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
Mittwoch… liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges, der sich zusehends zum westlichen Mittelmeer ansaugt. Dies lässt die Strömung aufsteilen, wodurch feuchtlabile Luft subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropa gelangt. Das korrespondierende Bodentief erstreckt sich über nahezu ganz Mitteleuropa, wobei sich ein Zentrum über dem Emsland herausbildet. Ein weiteres Tiefzentrum, das Bestandteil einer Tiefruckrinne ist, entwickelt sich in der wärmsten und labilsten Luft über dem östlichen Mitteleuropa, wobei diese Luftmasse im Tagesverlauf von der Kaltfront des Tiefs über den Niederlanden in den Osten Deutschlands und später nach Polen und Tschechien abgedrängt wird. An der Nordflanke des sich entwickelnden Tiefs verschärft sich der Gradient, so dass an der Küste Windböen, in exponierten Küstenlagen auch stürmische Böen auftreten können. In der vorgelagerten Warmluft steigt im Norden und Nordosten Deutschlands der Gehalt an niederschlagbarem Wasser bis auf 45 mm, CAPE erreicht ganz im Osten mehr als 1500 J/kg, auch wird durch kurzwellige Keil-Trog-Strukturen etwas Hebung generiert, so dass in diesen Gebieten die Voraussetzungen für eine Schwergewitterlage gegeben sind. Allerdings ist die Scherung dort, wo CAPE am höchsten ist, nach wie vor schwach ausgeprägt, so dass langlebige organisiertere Strukturen wie Superzellen eher unwahrscheinlich sind. Für Unwetter, hauptsächlich durch heftigen Starkregen, nach Osten hin auch durch größeren Hagel, sollte es mühelos reichen. Etwas geringer ist die Wahrscheinlichkeit von heftigen Gewittern wahrscheinlich nur im Westen Deutschlands. In diese Gebiete gelangt rückseitig der Kaltfront eine eher gemäßigte und weniger labile Luftmasse. Auch ist dort der Hebungsantrieb nicht mehr so gegeben, das Kondensationsniveau liegt deutlich höher und Scherung ist ohnehin kaum vorhanden. Auflockerungen sind im Osten und Südosten noch am wahrscheinlichsten, so dass dort die Temperatur auf 25 bis 29 Grad steigt. Ansonsten werden 22 bis 26, im Küstenbereich 17 bis 22 Grad erreicht. In der Nacht zum Donnerstag überquert ein kräftigerer Sekundärtrog des über Westeuropa liegenden Langwellentroges die Alpen. Hierdurch wird eine Zyklogenese ausgelöst. Das sich dabei entwickelnde Tief wird bis Donnerstagfrüh auf Vb-ähnlicher Zugbahn wahrscheinlich ein wenig östlich von Neiße und Oder nach Norden gesteuert. An dessen Nord- und Westflanke kommen schauerartige und von Gewittern durchsetzte Niederschläge in Gang, die von den Alpen her auf den Süden Deutschlands übergreifen und nachfolgend den Osten erfassen. Wahrscheinlich werden hierbei Unwetterschwellen überschritten. Da es sich bei diesem Niederschlagsereignis zunächst um schauerartig verstärkten und gewittrigen Regen mit Unterbrechungen handelt, wäre warntechnisch zunächst eher auf Starkregen als auf Dauerregen zu orientieren. Entsprechend wird eine Unwetter-Vorabinformation abgefasst. An der Nordflanke dieses Tiefs bleibt ein kräftiger Gradient bestehen, so dass an den Küsten weiterhin Wind- und auch stürmische Böen aus östlichen Richtungen zu erwarten sind.
Donnerstag… bildet sich das allmählich nach Nordwestpolen ziehende Bodentief zusehends auch in der mittleren Troposphäre ab, was zu einer Ausweitung des westeuropäischen Troges nach Mitteleuropa führt. Vielmehr liegen dann weite Teile Westeuropas und nahezu ganz Mitteleuropa unter einem ausgedehnten Tiefdruckkomplex. Die wärmste und labilste Luft ist mittlerweile weit nach Osten abgedrängt und wird durch dieses Tiefdrucksystem an dessen Nordflanke „zurückgeholt“. Dies geht im Nordosten und Osten Deutschlands mit zum Teil länger andauernden und anfangs auch noch schauerartig verstärkten Niederschlägen einher. Aufgrund des Charakters der einbezogenen Luftmassen können anfangs noch Gewitter eingelagert sein. Sehr wahrscheinlich werden in einigen Regionen die Schwellenwerte für Unwetter überschritten. Am ehesten kommen hierfür die Gebiete in Oder- und Neißenähe, Teile der Lausitz und der Erzgebirgsraum in Frage. Da dieses Ereignis wahrscheinlich (mit Unterbrechungen) bis in den Samstag hinein anhält, wäre warntechnisch eher auf eine Dauerregenlage zu orientieren. Eine entsprechende Unwetter-Vorabinformation wird vorbereitet. Da mit den aktuellen Läufen diese Entwicklung ein wenig weiter östlich gesehen wird, sind unwetterartige Niederschläge im Bereich der östlichen Mittelgebirge, wie es am Vortag noch angenommen wurde, wenig wahrscheinlich. Allerdings ist dieses Szenario bei weitem noch nicht sicher; Überraschungen in beide Richtungen sind nach wie vor möglich. An den Flanken des Tiefs treten Windböen (im Küstenbereich aus Ost bis Nordost, im östlichen Mittelgebirgsraum aus Südwest) auf. In exponierten Lagen kann es auch zu stürmischen Böen kommen. Im Südwesten und im Süden wird durch einen weiteren Sekundärtrog Hebung induziert, so dass in der dort eingeflossenen gemäßigteren, aber ebenfalls noch labilen Luftmasse Schauer und Gewitter ausgelöst werden können. Aufgrund des deutlich geringeren Gehalts an niederschlagbarem Wasser, der in diesen Gebieten nur noch bei 20 bis 30 mm liegt, sind Unwetter durch heftigen Starkregen nur noch wenig wahrscheinlich (aber nicht ganz auszuschließen). Dazwischen wird es einen breiten Bereich geben, der sich etwa vom Westen bis in den zentralen Mittelgebirgsraum erstreckt und wo sich kompensierendes Absinken durchsetzt, was hochreichende Konvektion weniger wahrscheinlich werden lässt. Am Nachmittag bewegen sich aufgrund der meist starken bis geschlossenen Bewölkung die Temperaturen zwischen 17 und 23 Grad. Nur in Odernähe sind noch einmal mit Hilfe der Sonne bis 25 Grad möglich. In der Nacht zum Freitag schnürt sich der Trog ab und nimmt eine dipolartige Struktur an. Aktionszentrum ist nach wie vor das Bodentief knapp nordöstlich der Oderbucht. An dessen West- und Südflanke sind weitere schauerartig verstärkte Niederschläge zu erwarten, die aus der „herumgeholten“ Warmluft resultieren. Aufgrund der weiter östlich prognostizierten Tiefposition ist die Wahrscheinlichkeit für unwetterartigen Regen geringer als nach weiter zurück liegenden Modellläufen. An den Flanken des Tiefs bleibt es wie bereits am Tage zuvor windig; gebietsweise treten weiterhin Windböen bis Bft 7 auf. Im Westen und in weiten Teilen Süddeutschlands abseits der Alpen setzt Wetterberuhigung ein, wodurch die Niederschläge nachlassen und die Wolken auflockern können.
Freitag… bleibt die Tieflage über Mitteleuropa bestehen. Das Bodentief verlagert sich zwar mit seinem Zentrum in die östliche Ostsee, aber von diesem Tief ausgehend ist ein markanter Bodentrog nach Schleswig-Holstein gerichtet. „Herumgeholte“ Warmluft und deren Aufgleiten sorgt im Norden und Nordosten für teils länger andauernde Niederschläge, wahrscheinlich werden jedoch Warnschwellen nicht mehr überschritten. An der Südflanke des Tiefdrucksystems gelangt in die anderen Gebiete gemäßigte Meeresluft, wobei in die west- südwestliche Strömung kurzwellige Tröge eingelagert sind. Diese Luftmasse ist noch recht labil geschichtet; CAPE erreicht 500 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser von den Alpen bis zur Mitte Deutschlands ansteigend knapp unter 20 bis etwa 30 mm. Daher können sich bevorzugt im Bereich der Mittelgebirge erneut Gewitter entwickeln, wobei die Wahrscheinlichkeit für Unwetter gering ist. An den Alpen kommt zunächst noch ein leicht föhniger Effekt zum Tragen, was sich in einem relativ hohen Kondensationsniveau äußert. Im Tagesverlauf können sich auch dort einzelne Gewitter entwickeln. In der Mitte und im Süden sind größere Auflockerungen zu erwarten, südlich der Mittelgebirge sind auch längere sonnige Phasen möglich, d.h. durch die Einstrahlung sind dann die Voraussetzungen für hochreichende Konvektion auch wieder gegeben. Im Norden, d.h. unter mehrschichtiger Bewölkung, bewegen sich die Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad. In der Mitte und im Süden werden 19 bis 24 Grad erreicht. In der Nacht zum Samstag setzt das dipolartige Tiefdrucksystem seine Drehbewegung fort, wodurch sich der zuvor über Schleswig-Holstein liegende Bodentrog in den Westen Deutschlands dreht. Dies lässt die Niederschläge, die aus der herumgeholten Warmluft resultieren, vermehrt auf den Nordwesten und ausgangs der Nacht zum Samstag auch auf den Westen Deutschlands übergreifen. Warnschwellen werden jedoch wahrscheinlich nicht überschritten. Im Bereich des Bodentroges frischt der Wind auf, so dass gebietsweise Windböen, an der Küste und in exponierten Berglagen stürmische Böen auftreten können. In den anderen Gebieten sollte die Konvektion bedingt durch den Tagesgang und das allmähliche Entrainment trockenerer und stabilerer Luftmassen, zum Erliegen kommen. Ein kräftiger Gradient bleibt jedoch auch in diesen Gebieten bestehen, so dass von einer Wetterberuhigung noch nicht so recht die Rede sein kann.
Modellvergleich und -einschätzung
Die oben beschriebene Entwicklung wird hinsichtlich der synoptischen Basisfelder von den verfügbaren Modellen ähnlich gezeigt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht ableiten. So zeigen auch alle Modelle eine Verschiebung der Verlagerung des auf Vb-ähnlicher Zugbahn ziehenden Tiefs nach Osten, was die Situation bzgl. der zu erwartenden Niederschlagssummen entschärfen würde. Nach den aktuellsten Läufen wäre eine Überschreitung der Kriterien für Unwetter durch heftigen Starkregen in Bayern bis zur Donauniederung sowie in Oder- und Neißenähe am wahrscheinlichsten. Probabilistische Verfahren ergeben ein unterschiedliches Bild. Während das EPS des EZMW kaum noch Signale für unwetterträchtige Niederschlagssummen zeigt, wären nach COSMO-LEPS in der Nacht zum Donnerstag von Südwesten her und am Donnerstag vor allem in Teilen der Mitte Niederschlagssummen bis 100 mm innerhalb von 12 Stunden vorstellbar. COSMO-DE EPS zeigt zwar weniger für den Süden und Südosten, aber deutlicher am Donnerstag für den Osten Deutschlands Signale für mehr als 70 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Thomas Schumann
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