Überschwemmung am Donnerstag? Was ist los?
Überschwemmung am Donnerstag? Was ist los?
26.06.2017
Ich war ein wenig erstaunt, als ich in der synoptischen Übersicht (DWD) erstmals von den riesigen Regenmengen las. Nun ziehen auch andere Wetterdienste und Warnseiten nach und berichten von Unwetter bzw. Überschwemmung. Da die extremen Ausprägungen mit bis zu 100 Litern pro Quadratmeter vor allem hier in Mittel- und Ostdeutschland stattfinden sollen, ist es mir ein Bedürfnis kurz darüber zu berichten.
Was ist los?
Nach den Unwettern der letzten Woche bleibt die Wetterlage instabil, was wir in Brachwitz vor allem am stürmischen Wind und dem Sprühregen am Sonntag spüren konnten. Die nächsten beiden Tage werden recht angenehm, wobei schon morgen Gewitter auftreten können. Ab Mittwoch kippt das Wetter und es wird wieder schwül-warm mit über 30°C. Am Mittwochabend oder in der Nacht zu Donnerstag bildet sich ein Regengebiet aus (Gegenstromlage), was uns hier einen total verregneten Donnerstag beschert. Regenmengen von mindestens 40 Litern pro Quadratmeter eher 60 oder bis zu 100 L/m2 können zu Überschwemmung, Schlammlawinen und Verkehrsbehinderungen führen. Was der Saalepegel nach dem Donnerstag macht, lässt Sicht schwer abschätzen. Dazu werde ich berichten.
Auszug aus der synoptischen Übersicht von heute:
Im Verlauf der Nacht zum Donnerstag richtet sich dann der Fokus auf die Entwicklung östlich von Deutschland. Ein markanter Kurzwellentrog schwenkt nordwärts über die Alpen nach Tschechien. Diese Entwicklung und ein südliches Überströmen der Alpen sorgen für Druckfall über Tschechien, wobei die Modelle recht einheitlich eine Teiltiefentwicklung zeigen, die in Richtung und später entlang der Order nordwärts ziehen soll. Dieses Szenario ist prädestiniert für eine umfangreiche Gegenstromlage bzw. großflächiges Aufgleiten, das besonders den Südosten und Osten Deutschlands betreffen würde. Die Modelldiskrepanzen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch zu groß, als dass man exakte regionale Unterteilungen durchführen könnte, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit für Starkregen (6-std.) besonders von Bayern bis nach Sachsen-Anhalt erhöht. Zudem wird in diesen Bereichen die Labilität auch weiterhin nicht ausgeräumt, sodass mit eingelagerten Gewittern gerechnet werden muss, die ebenfalls die Niederschlagsmengen in die Höhe treiben. Im Westen und Nordwesten Deutschland beruhigt sich das Wetter jedoch deutlich und abgesehen von einzelnen Schauern bleibt es meist trocken. Die Tiefstwerte liegen zwischen 16 und 12 Grad. Der Wind weht meist schwach aus Südwest, wobei das Potential einer Böenfront über Südbayern mit stark böigem Westwind im Zuge einer raschen Kaltfrontpassage wenig wahrscheinlich ist. Donnerstag … zieht der Kurzwellentrog weiter nach Norden und erreicht zum Abend den Nordosten Deutschlands. Das bereits erwähnte Bodentief zieht unter weitere Intensivierung die Oder entlang nach Norden und erreicht zum Abend die südliche Ostsee mit einem Kerndruck von etwas unter 990 hPa. Diese Tiefdruckverlagerung wird von ICON6-NEST, EZMW und GFS sehr einheitlich gesehen. Die über dem Nordosten Deutschlands liegende Luftmasse ist weiterhin labil geschichtet mit MLCAPE von 200-700 J/kg und wird in die markante Bodentiefentwicklung über der Oder einbezogen. Vorhersagesoundings zeigen über dem Nordosten klassische Bedingungen einer intensiven Gegenstrom-/Aufgleitlage. Natürlich sind die exakten regionalen Schwerpunkte noch nicht herauszuarbeiten, allerdings überzeugt doch die Persistenz und Übereinstimmung der Modelle für diesen Zeitraum. Im Falle der Ausbildung eines markanten konvektiv verstärkten Niederschlagbandes im Deformationsbereich dieses Tiefdruckgebietes über Nordostdeutschland kann regional das Überschreiten der Unwetterschwelle für 6-std. und/oder 12.std Starkregen nicht ausgeschlossen werden. ICON6-NEST und EZMWF liefern zwar unterschiedliche Schwerpunkte über dem Nordosten, allerdings ähnliche 12-std. Spitzenwerte von 50-80 l/qm, lokal bis 100 l/qm unter einem solchen Niederschlagsband. Im Süden und Westen ziehen bei wechselnder Bewölkung zahlreiche Schauer und einzelne Gewitter vorüber und das bei gemäßigten Höchsttemperaturen von 19 bis 23 Grad, im äußersten Osten bis 25 Grad.
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