Dauerregen mit Unwetterpotential
Dauerregen mit Unwetterpotential
Update 25.07.2017 05:00
Einige Fragen sich sicherlich warum es nicht regnet, wenn alle von Dauerregen sprechen. Grund ist, dass sich der Regen um uns herum dreht und somit Brachwitz ausspart. Eventuell kommt noch was am Vormittag, aber sicherlich nicht mehr so viel. Beachtenswert ist aber, dass zum Beispiel Artern heute Morgen schon 60 Liter pro Quadratmeter bekommen hat. Mal sehen…
Uhrzeit: 14:00
Was ist das für ein Sommer? Es gibt es immer gleich Gewitter, sobald es mal warm wird und jetzt müssen wir mit einem Dauerregen rechnen, der auch Überschwemmungen bringen kann. Die Wettersituation ist ähnlich wie 2002, wird aber sicherlich und hoffentlich nicht so schlimm.
Passt auf euch auf.
Wetterwarnung
ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am Montag, 24.07.2017, 13:33 Uhr
Dauerregen, bis einschließlich Mittwoch mit wechselnder Intensität anhaltend. Unwettergefahr!
Entwicklung der Wetter- und Warnlage für die nächsten 24 Stunden bis Dienstag, 25.07.2017, 13 Uhr:
Die Region gelangt in den Einflussbereich eines Tiefs über Zentral- und Osteuropa. Damit wird ein sehr regenreicher und kühler Witterungsabschnitt eingeleitet.
Heute setzt von Westen her Dauerregen ein, der mit wechselnder Intensität, aber nur kurzen Unterbrechungen bis mindestens einschließlich Mittwoch anhält. Es können Mengen zwischen 40 und 60 Liter pro Quadratmeter bis Mittwochabend auftreten. Teilweise wird der Regen durch eingelagerte Schauer noch verstärkt. UNWETTER aufgrund ergiebigen Dauerregens mit Mengen zwischen 60 und 80 Liter pro Quadratmeter sind nach aktuellem Stand regional wahrscheinlich. Vereinzelt sind auch Mengen bis 100 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen. Eine Vorabinformation für UNWETTER vor ERGIEBIGEM DAUERREGEN wurde für weite Teile Sachsen-Anhalts ausgegeben und ist bis Mittwoch 15 Uhr gültig. Heute Nachmittag und Abend sind darüber hinaus im Süden noch einzelne Gewitter möglich, die örtlich mit Starkregen um 15 Liter pro Quadratmeter einhergehen können.
Deutscher Wetterdienst, RWB Leipzig, Manuel Voigt
Unwetter-Video DWD
https://youtu.be/ep7K7Wb2bYo
Synoptische Übersicht
Verbreitet Dauerregen, vor allem in Staulagen teils unwetterartig. Auch im Osten und zum Teil in der Mitte Unwettergefahr durch teils ergiebigen Dauerregen. Heute und zum Teil auch morgen außerdem kurze Gewitter mit Starkregen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
Montag… gelangt Deutschland zusehends unter einen Trog, in welchen mehrere Höhentiefs eingelagert sind. Eines diese Höhentiefs greift heute auf den Westen Deutschlands über, so dass der größte Teil des Vorhersagegebietes noch an dessen wetteraktiver Vorderseite verbleibt. Hierdurch wird die Warmluft, die mittlerweile über Ostpolen und dem südöstlichen Mitteleuropa liegt, in die Zirkulation einbezogen und gehoben. Dies wird in den Modellfeldern als Warmluftadvektion sichtbar. Allerdings ist die Schichtung relativ stabil, so dass diese Niederschläge einen stratiformen Charakter aufweisen dürften. Aktuell wird jedoch an der Südflanke des Höhentiefs eine weit offene Welle über den zentralen Mittelgebirgsraum hinweg nach Nordosten gesteuert. Hebung an deren Nordflanke führt zu länger andauernden Niederschlägen, so dass eine entsprechende Dauerregenwarnung erforderlich wurde. Allerdings wird diese Welle durch Kaltluftadvektion überlaufen, so dass das Entwicklungspotential eher beschränkt ist. Einigermaßen labil wird die Schichtung lediglich im Bereich des Höhentiefs, d.h. über dem Westen und Südwesten. Zwar erreicht CAPE einige 100 J/kg, aber der Gehalt an niederschlagbarem Wasser liegt nur zwischen 20 und etwa 30 mm ganz im Nordwesten, d.h. Starkniederschläge sind zwar vorstellbar, unwetterartige Regenmengen sollten jedoch nicht zusammenkommen. Auflockerungen sind nach Nordosten hin am wahrscheinlichsten, ansonsten sind Wolkenlücken eher selten, was neben der eingeflossenen subpolaren Luftmasse die Temperaturentwicklung zusätzlich dämpft. Im weitaus größten Teil Deutschlands bewegen sich die Temperaturen zwischen 16 und 21 Grad, nach Nordosten hin sind bis 24 Grad möglich. In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Höhentief etwa in die mittleren Gebiete Deutschlands. An dessen Nordflanke wird die weiter östlich liegende Warmluft „zurückgeholt“ und in Hebungsprozesse einbezogen, was dort länger andauernde Niederschläge zur Folge hat. Sehr wahrscheinlich ist dies in einem breiten Streifen vom südlichen Niedersachsen bis zur Oder und Neiße der Fall. Dort können verbreitet die Schwellen für Dauerregen überschritten werden. Ob unwetterartige Niederschlagssummen zusammenkommen und wo dies der Fall sein wird, ist noch nicht sicher. Daher wird für die am wahrscheinlichsten betroffenen Regionen eine relativ großräumige Unwetter-Vorabinformation ausgegeben. Daran nach Süden hin anschließend sind die Niederschläge durch o.g. Höhentief konvektiv geprägt bis hin zu kurzen Gewittern, die Starkregen, sehr wahrscheinlich jedoch keine unwetterartigen Niederschlagssummen bringen.
Dienstag… verlagert sich das Höhentief nur unwesentlich, so dass sich an der oben beschriebenen Lage nicht allzu viel ändert. Vorstellbar ist jedoch, dass das Aufgleiten, das aus der „herumgeholten“ Warmluft resultiert, dann auch den Westen Deutschlands erfasst. Dort setzt sich stabilere Luft durch. Skalige Niederschläge erfassen auch diese Gebiete, so dass eine Dauerregenwarnung erforderlich werden kann. Die labilste Luftmasse ist dann im Kernbereich des Höhentiefs sowie an dessen Südseite bis hin zu den Alpen zu finden, wo sich erneut Gewitter entwickeln können. Dabei dürfte es sich größtenteils um typische Kaltluftgewitter handeln, die allenfalls noch markante Warnungen erforderlich werden lassen. Das mit dem Höhentief korrespondierende Bodentief liegt mittlerweile über Polen. An dessen Westflanke lässt ein kräftiger Gradient den Wind im Norden auffrischen, so dass an der Vorpommerschen Ostseeküste Wind- und exponiert vielleicht auch stürmische Böen auftreten. In Richtung Alpen wird neben dem Gradienten der „Leitplankeneffekt“ wetterwirksam, so dass dort ebenfalls Wind- und in Hochlagen auch Böen bis Sturmstärke aufkommen können. Ein paar Wolkenlücken kann es allenfalls zur Nordsee hin geben. Ansonsten hält sich mehrschichtige Bewölkung, wodurch die Tageshöchstwerte nahezu durchweg unterhalb der 20 Grad-Marke verbleiben. In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Höhentief ins Salzburger Land, wobei an dessen Nordflanke weiterhin hochreichend feuchte Luft in das Vorhersagegebiet gelangt und in den Westen und Südwesten Deutschlands geführt wird. Hierdurch dauern in diesen Gebieten die Niederschläge an, wodurch in den südwestdeutschen Mittelgebirgen, in der Bodenseeregion und im Allgäu eine Verstärkung durch Stau bis in den Unwetterbereich hinein wahrscheinlich ist. Auch von der Oder her können sich in Verbindung mit einem weiteren Warmlufteinschub von Osten her die Niederschläge noch einmal intensivieren. Ob sogar unwetterartige Niederschlagssummen zusammenkommen, ist noch nicht sicher. Zumindest sollten für diese Gebiete die bestehenden Dauerregenwarnungen aktiv bleiben.
Mittwoch… verlagert sich da Höhentief ins südöstliche Mitteleuropa und macht Platz für einen Höhenkeil, der dann auf Deutschland übergreift. Der korrespondierende Bodenkeil greift dann auf den Süden Deutschlands über. Mit dem Übergreifen des Keils sollte sich im Nordwesten und Westen die Niederschlagssituation entspannen. Da aber der gesamte Osten und Süden Deutschlands noch an der Vorderseite des Keils verbleiben, was dort eine nördliche bis nordwestliche Strömung zur Folge hat, dauern die Niederschläge staubedingt im östlichen Mittelgebirgsraum und an den Alpen an. Während in den Staulagen der östlichen Mittelgebirge wahrscheinlich keine Warnschwellen mehr überschritten werden, ist dies an den Alpen noch nicht der Fall. Zwar ist dort keine Warmluft mehr im Spiel, so dass dort keine unwetterartigen Niederschlagssummen mehr zusammenkommen, aber für markant zu bewarnende Niederschläge dürfte es noch reichen. Bis dahin können aber in einigen Staulagen an den Alpen (vor allem im Allgäu) um 100 mm Niederschlag zusammenkommen. Während im Osten und Süden die Bewölkung meist geschlossen bleibt, sind im Nordwesten und Westen Auflockerungen und zur Nordsee hin auch sonnige Abschnitte zu erwarten. In diesen Gebieten ist dann ein Temperaturanstieg auf 20 bis 24 Grad die Folge, wogegen unter mehrschichtiger Bewölkung nur 16 bis 20 Grad zu erwarten sind. In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Höhenkeil unter beginnender Abflachung nur wenig nach Osten. Der korrespondierende Bodenkeil ist nur im Süden Deutschlands wetterwirksam. Hierdurch sollten die Niederschläge an den Alpen nachlassen, so dass die dort noch aktiven Warnungen nicht mehr verlängert werden müssten. Die anderen Gebiete gelangen zusehends in den Einflussbereich eines breiten, über dem nahen Ostatlantik und Westeuropa liegenden Troges. Das darin eingelagerte Zentraltief erreicht das Seegebiet nördlich von Irland. Mit der vorderseitig auf den Nordwesten und Westen übergreifenden west-südwestlichen Strömung kann dann das okkludierende Frontensystem dieses Tiefs übergreifen, ohne dass erneut warnrelevante Niederschläge auftreten.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Unsicher ist, welche Regionen von den teils unwetterartigen Dauerniederschlägen betroffen werden. Um der zeitlichen Unschärfe etwas aus dem Wege zu gehen, wäre eine Anwendung der 48-std. oder wenigstens der 24-std. Kriterien den kürzeren Vorhersagezeiträumen vorzuziehen. Für einen größeren Bereich, etwa von der Neiße bis ins südliche Niedersachsen und ins Sauerland hinein, würde sich eine derartige Dauerregenwarnung anbieten. Weiter im Westen, wo das Aufgleiten weniger andauert, wäre sicherlich eine 24-std. Dauerregenwarnung hinreichend. Aber auch an den Alpen wäre mit einer 48-std. Dauerregenwarnung zu operieren. Wo auf diese Gebiete auf Unwetter hochgestuft wird, wäre zu entscheiden, wenn die Modelle für die am wahrscheinlichsten betroffene Region konsistente Signale liefern. Im Osten, d.h. in den Gebieten, die der nach Osten abgedrängten Warmluft am nächsten sind, ist neben einigen Regionen am Alpenrand eine Überschreitung der Unwetterschwellen in Bezug auf Dauerregen am wahrscheinlichsten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Thomas Schumann
Kommentare
<span class="dojodigital_toggle_title">Dauerregen mit Unwetterpotential</span> — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>