Gewitter mit Unwetterpotential 15.08.2017
Gewitter mit Unwetterpotential 15.08.2017
Uhrzeit: 17:15
Schwül und heiß ist es. Das bedeutet jede Menge Energie für Gewitter. Heute Nachmittag hat ein kräftiger Downburst in Frankfurt am Main für ein Chaos gesorgt. Nun ist die Gewitterlinie auf dem Weg zu uns. Sie wird uns erst spät aus Südwesten erreichen, was eventuell für eine Abschwächung spricht. Mal sehen…
Passt auf euch auf.
Wetterwarnung
WARNLAGEBERICHT für Sachsen-Anhalt
ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am Dienstag, 15.08.2017, 16:33 Uhr
Abends und in der Nacht Schauer und Gewitter mit Unwetterpotential. Am Mittwoch freundlich und etwas kühler.
Entwicklung der Wetter- und Warnlage für die nächsten 24 Stunden bis Mittwoch, 16.08.2017, 16 Uhr:
Das bisher wetterbestimmende Hoch zieht allmählich nach Osten ab und von Westen her überquert der Ausläufer eines Tiefs über Skandinavien Sachsen-Anhalt in der Nacht. Die rückseitig einfließende etwas kühlere Meeresluft gerät am Mittwoch unter Zwischenhocheinfluss.
Ab den heutigen Abendstunden entwickeln sich westlich von Elbe und Saale Gewitter, die örtlich mit Sturmböen bis 85 km/h (Bft 9), Starkregen um 20 l/qm in einer Stunde und kleinkörnigem Hagel verbunden sind. In der Nacht zum Mittwoch breiten sich diese nach Osten aus. Dabei besteht infolge von heftigem Starkregen mit mehr als 25 l/qm in einer Stunde und größerem Hagel Unwettergefahr. Am Mittwochmorgen ziehen die Niederschläge nach Osten ab. Danach werden keine warnrelevanten Wettererscheinungen mehr erwartet.
Deutscher Wetterdienst, RWB Leipzig, Thomas Hain
Unwetter-Video DWD
n.v.
Synoptische Übersicht
Heute von Westen her kräftige Gewitter, teils unwetterartig. In der Nacht Verlagerung der Gewitter nach Osten. Morgen vor allem am Alpenrand Gewitter, unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
Dienstag… liegt Deutschland auf der Vorderseite eines langwelligen Troges, der sich um die Mittagszeit über den Britischen Inseln und Frankreich befindet und wir kommen heute auf dessen diffluente Vorderseite. Weiterhin greift heute im Tagesverlauf das Frontensystem eines Randtiefs über der nördlichen Nordsee auf uns über, zunächst mit einer Warmfront und am Nachmittag und Abend einer Kaltfront. Diese schließt auch eine Tiefdruckrinne nach Westen hin ab. Im Warmsektor ist weiterhin eine Konvergenz auszumachen. Durch die südliche bis südwestliche Strömung wird sehr warme und feucht instabile Luft zu uns geführt. So kann sich bei uns heute eine kräftige Gewitterlage entwickeln. Vor allem an der Konvergenz kommt es schon um die Mittagszeit im Westen zu ersten Gewittern. Diese können bei ML-CAPE Werten von teilweise über 1500 J/kg und PPW Werten von über 35 mm mit Starkregen, Hagel und Sturmböen recht kräftig ausfallen. Vor allem können sich auch linienhafte Strukturen entwickeln und von daher können die Gewitter lokal auch Unwettercharakter mit heftigem Starkregen und großkörnigem Hagel entwickeln. Davon betroffen ist insbesondere West- und Norddeutschland mit Schwerpunkten von NRW bis an die Unterelbe. Da die Modelle keinen eindeutigen Schwerpunkt der Entwicklung bestimmen Wenn am Abend die Kaltfront Deutschland erreicht, lassen die Schauer und Gewitter dann auch rasch nach. Grund ist die kräftige KLA auf der Rückseite der Kaltfront und der damit verbundene Druckanstieg. Nach Osten und Süden zu passiert dagegen zunächst noch nichts. Hier scheint meist ungestört die Sonne und die Temperaturen können lokal über 30 Grad erreichen, allerdings ist es recht schwül.
In der kommenden Nacht kommt die Front im Norden recht rasch nach Osten voran, während sie nach Süden zu zurückhängt. Vor der Kaltfront ist weiterhin eine Konvergenz erkennbar, an der sich weitere Schauer und Gewitter bilden können. Daher sind zumindest in der ersten Nachthälfte weitere unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen. Die Schauer und Gewitterlinie erfassen am Morgen noch den äußersten Osten und den Südosten. Hinter der Kaltfront sorgt, wie schon erwähnt, die KLA für Druckanstieg und es baut sich am Morgen über Frankreich bis nach Westdeutschland reichend ein Bodenhoch auf. Daher klart es von Westen her auf und gebietsweise kann sich Nebel bilden.
Mittwoch… stellt sich hinter dem Trog, der am Morgen noch den Osten überquert, eine leicht mäandrierende westliche Höhenströmung ein, in der sich schwach ausgeprägte Tröge und Keile abwechseln. Ein erster dieser flachen Rücken stützt die Ausbildung eines abgeschlossenen Bodenhochs über Deutschland, wobei sich der Schwerpunkt des Hochs gegen Abend ins östliche Mitteleuropa verlagert.
Diese Entwicklung sorgt am Mittwoch für einen meist ungestörten Tag, wobei die Sonne im Westen am längsten zu sehen ist. Aufgrund des Luftmassenwechsels ist etwas kühlere Luft zu uns geflossen, sodass die Höchsttemperaturen die 30-Grad-Marke nicht mehr erreichen. In weiten Teilen der Mitte und des Südens wird aber ein Sommertag erreicht. Lediglich im Süden und da vor allem in Alpennähe hat der Luftmassenwechsel noch nicht stattgefunden und die potentiell instabile Luft wurde noch nicht weggeräumt. Dort liegen außerdem die Reste des Frontensystems, das am Vortag das Gros des Landes überquert hat. In der Folge können sich in Alpennähe, bedingt durch orografische Triggerung, weitere Schauer und Gewitter entwickeln, die auch lokal wieder durch heftigen Starkregen die Unwetterschwelle überschreiten können.
In der Nacht zu Donnerstag verlagert sich das Bodentief weiter nach Osten und wir kommen auf der Rückseite des Hochs in eine südliche Bodenströmung und daher kommt die Luftmassengrenze an den Alpen wieder nordwärts voran. Die Schauer und Gewitter im Bereich der instabilen Luft im äußersten Süden brechen aber schon in der ersten Nachthälfte zusammen. Weiterhin gerät der Nordwesten zunehmend in den Einflussbereich eines hochreichenden Tiefs über dem Ostatlantik, was sich aber vorerst nur durch starke Bewölkung bemerkbar macht. Die Nacht bleibt meist ruhig und gebietsweise kann es bei Aufklaren Nebel bilden.
Donnerstag… wandert auf der Vorderseite des ostatlantischen Troges ein Randtrog über den Nordwesten hinweg nach Nordosten. Dadurch wird die Front über der Mitte und dem Süden wieder aktiviert. Es kommt in der Mitte zu einer Wellbildung der Front und dadurch kommt auch die potentiell instabile Luft aus dem Süden weiter nordwärts voran. Dadurch kann es anfangs in Süddeutschland, später auch im Osten wieder zu Schauern und Gewittern kommen, die meist im markanten Bereich liegen, lokal aber, bedingt durch recht hohe PPW Werte, hinsichtlich des Niederschlags auch die Unwetterschwelle überschreiten. Die genaue Abfolge der Entwicklung ist aber noch recht unsicher.
Der Norden wird dagegen im Tagesverlauf von dem frontalen Niederschlagsgebiet erfasst, wobei hierbei konvektive Umlagerungen keine Rolle spielen. Der Tag ist überwiegend bedeckt, nur im Südosten kann es auch längere sonnige Abschnitte geben. Hier kann auch die 30-Grad-Marke geknackt werden. Sonst werden im Nordwesten bis 24 Grad, sonst 25 bis 29 Grad erreicht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Basisfelder der Modelle befinden sich in recht guter Übereinstimmung. Allerdings die Frage nach der Lage des Schwerpunkts der heutigen Entwicklung beantworten sie nicht einheitlich. Der differiert je nach Modell von Nordhessen und Westfalen bis nach Niedersachsen. Von daher und aufgrund der Annahme, dass die unwetterartigen Entwicklungen nur eher lokal auftreten, wurde auch von der Ausgabe einer Vorabinformation abgesehen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Rolf Ullrich
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