Gewitter mit Unwetterpotential 18.08.2017
Gewitter mit Unwetterpotential 18.08.2017
Uhrzeit: 19:15
Schwül und heiß ist es. Das bedeutet jede Menge Energie für Gewitter. Derzeit schleichen sich mehrere Zellen von Südwesten herein. In Wettelrode gab es eine Windhose/Downburst. Diese Zelle ist aber nördlich an Brachwitz vorbeigezogen.
Passt auf euch auf.
Wetterwarnung
Warnung für den 18.08.2017 18:00 bis 18.08.2017 20:30
- Amtliche WARNUNG vor STARKEM GEWITTER
- Es besteht die Gefahr des Auftretens von starken Gewittern (Stufe 2 von 4).
- Hinweis: ACHTUNG! Hinweis auf mögliche Gefahren: Örtlich kann es Blitzschlag geben. Bei Blitzschlag besteht Lebensgefahr! Vereinzelt können beispielsweise Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt werden. Achten Sie besonders auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände. Während des Platzregens sind kurzzeitig Verkehrsbehinderungen möglich.
- Bereitgestellt vom DWD / Nationales Warnzentrum Offenbach, www.wettergefahren.de
WARNLAGEBERICHT für Sachsen-Anhalt
ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am Freitag, 18.08.2017, 18:33 Uhr
Heute gewittrig verstärkter Regen, örtlich mit Unwetterpotenzial, nachts nachlassend. Auf dem Brocken Sturmböen. Am Sonnabend deutlich kühler.
Entwicklung der Wetter- und Warnlage für die nächsten 24 Stunden bis Samstag, 19.08.2017, 18 Uhr:
Eine Luftmassengrenze überquert heute und in der Nacht Sachsen-Anhalt von West nach Ost. Damit wird die heute noch wetterbestimmende feucht-warme Luft verdrängt und am Sonnabend durch deutlich kühlere Meeresluft ersetzt. Heute Abend verlagern sich die Gewitter allmählich ostwärts und erreichen am Abend auch die Regionen vom Burgenland bis nach Anhalt. Dann besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Starkregen bis zu 25 l/qm in einer Stunde und stürmischen Böen bis 80 km/h (Bft 9). Eng begrenzt können auch Unwetter infolge von heftigem Starkregen zwischen 25 und 35 l/qm in einer Stunde nicht ausgeschlossen werden. In der Nacht zum Sonnabend ziehen die Gewitter nach Osten ab. Am Sonnabend bilden sich mit geringer Wahrscheinlichkeit bevorzugt in der ersten Tageshälfte erneut kurze Gewitter. Zudem muss bis einschließlich Sonnabend auf dem Brocken mit Sturmböen bis 85 km/h (Bft 9) aus westlichen Richtungen gerechnet werden.
Deutscher Wetterdienst, RWB Leipzig, Gerold Weber
Unwetter-Video DWD
https://youtu.be/UBDRJdV2uKs
Synoptische Übersicht
Tagsüber im NW Starkregen. Im Tagesverlauf in der Südosthälfte, kräftige, vereinzelt schwere Gewitter, Unwetter. Abends zwischen Oberschwaben und Berchtesgaden einsetzender Dauerregen, anfangs mit Gewittern. Am Alpenrand und im südlichen Vorland Dauerregenunwetter.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
Freitag… liegen wir auf der Vorderseite eines Troges über Westeuropa in einer südwestlichen Strömung, wobei die Strömung vor einem über Frankreich ostwärts schwenkenden Randtrog bei uns noch weiter nach Süd rückdreht. Während in den äußersten Nordwesten schon eine frischere Meeresluftmasse gelangt, wird in den größten Teil Deutschlands schwülwarme und instabile Luft geführt. Die Grenze markiert eine wellende Kaltfront, wobei der Wellenscheitel von Benelux kommend über Nordwest- und Norddeutschland zur Ostsee gesteuert wird. Mit der Welle breiten sich kräftige, schauerartige Regenfälle über die Nordwesthälfte aus. In einem Streifen von Nordrhein-Westfalen bis Mecklenburg-Vorpommern werden einerseits durch die Deterministik, aber auch durch probabilistische Verfahren (u.a. C DE EPS) Signale für markanten Starkregen gegeben. Nach Passage der Welle stößt die Luftmassengrenze als Kaltfront beschleunigt zu den Alpen vor. An der Luftmassengrenze, aber auch präfrontal entwickeln sich teils heftige Schauer und Gewitter. Deren Entwicklung im frontalen Bereich durch die Unterschiedliche Aufheizung an der Wolkengrenze (Frontogenese) noch gefördert wird. Angesichts des hohen Wassergehalts der Luftmasse, aber auch der steigenden CAPE Werte und der zunehmenden Scherung sind neben heftigem Starkregen auch Hagel und teils schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen. Da das Umfeld seitens der dynamischen Verhältnisse besser passt, als gestern und die Luftmasse weiter hohes Gewitterpotential besitzt, ist die Gefahr lokal unwetterartige Entwicklungen durch Gewitter erhöht. Die Gewitter, die beispielsweise von C DE im frontalen Regen simuliert werden sind aber eher weniger wahrscheinlich. Da die Schichtung postfrontal instabil bleibt, sind auch ganz im Westen und Nordwesten nach Durchzug der Welle, wenn die Bewölkung erneut auflockert einzelne Schauer und Gewitter zu erwarten. Mit Annäherung der Kaltfront und des Randtroges setzt abends im Süden starke Hebung ein. Zunächst können sich ganz im Süden aus den Alpen heraus schwere Gewitter bilden, vielleicht bis hin zur Superzelle, danach setzt von der Schweiz und Westösterreich her mit Gewittern durchsetzter Stark- oder Dauerregen ein, der teilweise (Alpenrand, Berchtesgaden) bis in den Samstagnachmittag hinein anhält. Der Wind spielt außerhalb der Gewitter nicht die große Rolle. Er frischt an der Nordsee und im höheren Bergland stärker aus Südwest bis West auf mit Bft 7 an der Nordsee und Bft 7-8 im höheren Bergland. Auch mit Durchzug der Kaltfront und Winddrehung auf West bis Nordwest sind starke Böen Bft 7 durchaus zu erwarten. In der Nordwesthälfte liegen die Maxima der Temperatur zwischen 20 und 25 Grad, bei längerem Regen darunter, während sich in der Südosthälfte 26 bis 32 Grad zu Buche schlagen sollten. In der Nacht auf Samstag breiten sich die von Gewittern begleiteten Regenfälle bis zum Bayerwald aus. Es gibt deutliche Hinweise auf ein Dauerregenereignis im Südosten. Von Oberschwaben und dem Alpenrand bis Niederbayern und zum Bayerischen Wald können 20 bis 50 mm in 12 Stunden fallen, am Alpenrand und im Alpenvorland teils deutlich mehr, lokal 50 bis 70 mm (Unwetter). Weiter nordwestlich treten bei Zufuhr höhenkalter Luft (T500 <-20 Grad) und durch PVA sowie konvergente Strukturen im Bodenwindfeld gebietsweise schauerartige Regenfälle auf, die weit weniger ergiebig sind, aber von einzelnen Gewitter begleitet werden können. Einzelne stärkere Böen gibt es auf den Bergen in der Mitte und im Süden sowie an der Nordsee.
Samstag… verlagert sich der Haupttrog nach Deutschland hinein, wobei durch eingelagerte kurzwellige Anteile weiter Hebung generiert wird. Der Südosten liegt zunächst im frontalen Übergangsbereich zur Warmluft, wobei diese in Bodennähe schon abgedrängt ist und in ganz Deutschland durch eine frische Meeresluftmasse ersetzt wurde.
Dabei fällt vom Alpenrand bis zum Bayerwald anfangs kräftiger Regen, der im Tagesverlauf aber mehr und mehr nachlässt. Am Alpenrand und in Berchtesgaden fallen tagsüber nochmal 10 bis vereinzelt 20 mm Regen. Zum Nachmittag wird der Regen schwächer und geht in einzelne Schauer über, wobei die Bewölkung teilweise auflockert. Die Warnungen vor Dauerregen sollten daher im Tagesverlauf nicht mehr nötig sein. Im Norden und Westen treten bei instabiler Schichtung durch höhenkalte Luft wiederholt Schauer und kurze Gewitter (Typ: Kaltluftgewitter) auf, die kaum Starkregen, dafür teilweise stürmische Böen liefern. Dazwischen findet sich bedingt durch kompensatorisches Absinken ein Streifen mit relativ freundlichem Wetter, größeren Aufheiterungen und nur geringer Schauerneigung, der vom Oberrhein über Thüringen bis in den Nordosten reicht. Der Wind frischt abseits der Schauer im Norddeutschland stärker auf mit Bft 7, an den Küsten bis 8, exponiert 9 aus SW bis W, auch im höheren Bergland der nördlichen Mittelgebirge sind Bft 7 bis 8 möglich.
In der Nacht zum Sonntag klingen die Schauer meist ab, nur an den Küsten muss mit weiteren Niederschlägen gerechnet werden. Auch ganz im Südosten hören die Regenfälle auf. Über Frankreich bildet sich ein Hochdruckgebiet, das seine Fühler Richtung Deutschland ausstreckt und im Laufe der Nacht für teilweise klaren Himmel sorgt. Stellenweise kann sich Nebel bilden.
Sonntag… wandert die Trogachse nur langsam aus dem Osten Deutschlands Richtung Polen ab, über dem Norden folgt nochmal ein Kurzwellentrog nach. Vor allem im Osten und Norden entwickeln sich daher noch Schauer, im Norden vereinzelt kurze Gewitter. Dabei sind starke Böen Bft 7 möglich, die abseits der Konvektion auch an den Küsten zu erwarten sind. An der Nordsee sind auch einzelne Bft 8 in exponierten Lagen möglich. Ansonsten sorgt der ins südliche Deutschland gerichtete Keil eines Hochs über der Biskaya für Wetterberuhigung. Es bilden sich dennoch Quellwolken, die an einer Absinkinversion in ca. 750 hPa breitlaufen, somit nicht mehr für Niederschläge gut sind. Nur im Südwesten scheint bei wenigen Wolken die meiste Zeit die Sonne. Die Temperaturen liegen in der frischen Meeresluft auf verhaltenem Niveau zwischen 18 und 23 Grad. In der Nacht zum Montag bleibt der zyklonale Einfluss seitens der Höhe im Norden erhalten, vor allem an den Küsten treten Schauer und Windböen auf. Landeinwärts verläuft die Nacht ruhig, die Bewölkung löst sich größtenteils auf und es bleibt trocken. Über der Mitte und im Süden gehen die Temperaturen in den einstelligen Bereich zurück, stellenweise bildet sich Nebel.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren den grundsätzlichen Ablauf sehr ähnlich. Auch was die Niederschläge angeht, fahren die Modelle eine einigermaßen einheitliche Linie. Inwieweit sich der Starkregen heute bis in den Nordosten vorarbeitet muss man abwarten, Signale für Starkregen liefert z.B. C DE EPS aber auch dort. Auch die hohen Niederschlagsmengen ganz im Süden (siehe Text) sind unstrittig, so dass schon im Verlauf des Vormittags die Warnungen vor Dauerregen (auch WU) ausgegeben werden können. Alle vorliegenden deterministischen Modelle, aber auch die Probabilistik liefert Signale für Dauerregen bis Unwetter im Alpenraum und in dessen Vorland.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Bernd Zeuschner
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