Unwetterwarnung – Gewitter 20.05.2022 -update-
Unwetterwarnung – 20.05.2022
Schwül und heiß ist es. Das bedeutet jede Menge Energie für Gewitter. Es werden Gewitter aus Westen erwartet. Teilweise können Starkregen und Hagel dabei sein. Auch Orkanböen und Großhagel werden erwartet.
Wetterwarnung
WARNLAGEBERICHT für Sachsen-Anhalt
Mit südlicher Strömung gelangt sehr warme und feuchte Luft nach Sachsen-Anhalt, dabei schwächt sich der Hochdruckeinfluss ab. Im späteren Tagesverlauf sorgt ein kleines Gewittertief für hohes Unwetterpotential. GEWITTER/ STARKREGEN/ ORKANBÖEN/ HAGEL (UNWETTER): Heute ab dem späteren Nachmittag auflebende Gewitteraktivität. Dabei zunächst vereinzelt, später verbreitet schwere Gewitter mit Unwettergefahr durch: Heftigen Starkregen bis 50 l/qm in kurzer Zeit, größeren Hagel sowie schwere Sturmböen bis 110 km/h (Bft 10). Örtlich sind orkanartige Böen um 115 km/h (Bft 11) und Tornados nicht ausgeschlossen. Am späten Abend nach Osten abziehend. WIND/STURM: In der Nacht zum Samstag Windböen um 55 km/h (Bft7), zeitweise auch stürmische Böen um 65 km/h (Bft 8) aus Nordwest. Auf dem Brocken schwere Sturmböen mit 90 bis 100 km/h.
Unwetter-Video DWD
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Freitag, den 20.05.2022 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: SW a, Übergang zu W a GEWITTER/SCHWERGEWITTER (UNWETTER): Zunächst nur vereinzelte Gewitter – vorrangig in einem Streifen entlang von Mosel und Main bis zum Erzgebirge. Dabei lokal Starkregen. Ab Mittag auf NRW und Rheinland-Pfalz übergreifende schwere Gewitter mit erhöhter UNWETTERGEFAHR! Dabei lokal extrem heftiger Starkregen um 40 l/m² in kurzer Zeit, großer Hagel bis 5 cm und schwere Sturm- bis Orkanböen mit 100 und 130 km/h, Bft 10 bis 12. Vereinzelte Tornados nicht ausgeschlossen. Am Nachmittag über die Landesmitte hinweg weiter ostwärts ausgreifend, in den Abendstunden auch die Gebiete östlich der Elbe erreichend. Am Abend auch im Süden des Landes einzelne kräftige Gewitter mit Unwetterpotential vor allem durch Starkregen und Hagel. In der Nacht zum Samstag entlang und südlich der Donau noch längere Zeit teils kräftige Gewitter mit Starkregen um 25 l/m² pro Stunde, kleinkörnigem Hagel und Sturmböen bis 85 km/h (Bft 9). Danach erst wieder im Laufe des Sonntags und in der Nacht zum Montag über dem südwestdeutschen Bergland und in Alpennähe und in der Nacht zum Montag dann auch im westlichen Bergland einzelne Gewitter mit vorerst nur geringer Unwettergefahr. STARKREGEN: Heute Nachmittag und Abend über Norddeutschland auch abseits der Gewitter, bzw. nach diesen, mehrstündiger Starkregen mit Mengen zwischen 20 und 30 l/m² Regen in 3 bis 6 Stunden wahrscheinlich. STURMBÖEN: Ab den Nachmittagsstunden mit Winddrehung auf West im Südwesten und Westen, bis in die Nacht hinein auf die Mitte und den Osten ausgreifend auch abseits von Gewittern zeitweise starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8), vereinzelt Sturmböen (Bft 9) nicht ausgeschlossen. Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC ————————————————————– Freitag… zeichnet sich der Höhepunkt der aktuellen Gewitterlage ab. Mit Abzug eines breiten Höhenrückens und Annäherung eines markanten Troges kommt eine südwestliche Strömung zustande, mit welcher feuchtlabile Subtropikluft in das Vorhersagegebiet gelangt. Dabei handelt es sich um eine Luftmasse, wie wir sie in diesem Jahr noch nicht hatten. CAPE erreicht ca. 2000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser in einem Streifen vom Westen bis in die Lausitz und den östlichen Mittelgebirgsraum hinein 30 bis 40 mm. Das sind Zutaten, wie sie bei bisherigen Gewitterlagen früherer Jahre gar nicht so selten waren. Die aktuelle Lage hat im Unterschied hierzu eine wesentlich ausgeprägtere Dynamik (in Form des über die Britischen Inseln hinweg auf die Nordsee übergreifenden markanten Troges) zu bieten. Bedingt durch den breiten, aber relativ flachen vorgelagerten Rücken war bereits eine westliche und leicht flatternde Strömung vorhanden, die bereits am Vortag einen Vorgeschmack in Form von einigen heftigen Gewittern geboten hatte. Mit der Annäherung des Troges legt die auf Südwest drehende Strömung jedoch deutlich zu, der Oberwind erreicht im 850 hPa-Niveau 45 bis ca. 60 kt. Durch den Trog wird die Entwicklung eines flachen Tiefs induziert, das ab dem späten Nachmittag von Benelux her den Niederrhein erreicht und zum Abend hin über Ostwestfalen ost-nordostwärts gesteuert wird. Vorderseitig dieses Tiefs dreht die bodennahe Strömung auf Südost zurück, was zu der ohnehin vorhandenen sehr ausgeprägten hochreichenden Scherung von 20 bis 30 m/s bis 500 hPa auch bis 1000 m Höhe Scherwinde bis über 20 m/s ergibt. Somit sind alle Voraussetzungen für eine ausgewachsene Schwergewitterlage gegeben. Dabei besteht hohe Gefahr unwetterartiger Gewitter zgl. aller Parameter (heftiger Starkregen, großer Hagel bis 5 cm, schwere Sturm- bis Orkanböen, auch einzelne Tornados können nicht ausgeschlossen werden. Am wahrscheinlichsten sind derartige Gewitter in einem breiten Streifen, der vom Westen über die Mitte und den Mittelgebirgsraum hinweg bis zur polnischen Grenze reicht. Die ersten, zum Teil staffelartig organisierten Gewitter dürften ab dem Nachmittag das westliche Bergland erreichen und bis zum Abend, wahrscheinlich allmählich in einen MCS mit allen Begleiterscheinungen übergehend, über das nördliche NRW hinweg auf das südliche Niederachsen übergreifen. Aber auch im Süden dürfte es zur Entwicklung von Gewittern bis in den Unwetterbereich hinein kommen. Dort ist zwar CAPE gedeckelt, auch das Kondensationsniveau liegt oberhalb von 2000 m, aber die Auslösetemperatur, die bei 30 Grad oder knapp darüber liegt, sollte bei entsprechender Einstrahlung (die in den südlichen Landesteilen noch am ehesten gegeben ist) erreichbar sein. In diesen Gebieten liegt der Gehalt an niederschlagbarem Wasser um 25 mm, aber die Schichtung ist deutlich labiler und die vorhandene und bis zum Abend deutlich zunehmende Scherung spricht auch für organisiertere Strukturen hochreichender Konvektion, die vielfach, aber nicht unbedingt durchweg an die Orografie gekoppelt sind. Hier muss berücksichtigt werden, dass hochreichende Konvektion in der vorderseitigen Warmluft häufig von hochauflösenden Modellen unterschätzt wird. Von hochreichender Konvektion verschont bleibt der Norden. Am Abend setzt auch im Westen Stabilisierung ein. In diesen Gebieten sind 18 bis 23, unmittelbar an der Nordsee um 16 Grad zu erwarten, wogegen ansonsten 24 bis 30, im Süden bei hoher Schwüle bis 34 Grad erreicht werden. In der Nacht zum Samstag verlagert sich das Tief rasch über den Berliner Raum hinweg nach Nordosten und überquert bereits mit Beginn der zweiten Nachthälfte die Oder. Die heftigsten Entwicklungen (wahrscheinlich in Form einer vorlaufenden Böenfront mit Böen bis Orkanstärke und des MCS) sind in den Abendstunden zu erwarten. An der Nordflanke des ostwärts ziehenden Tiefs zeichnet sich ein Band mit mehrstündigem, durchaus auch ungewittrigem Starkregen ab. Rückseitig dieses Tiefs kommen auch ohne Zutun der Konvektion Böen bis Sturmstärke zustande. Bis in die Frühstunden des Samstags sind im Nordosten und Osten noch Windböen und an der Küste sowie im östlichen Bergland stürmische Böen möglich. In der zweiten Nachthälfte setzt eine rasche und nachhaltige Stabilisierung ein. Zwar bringt dann im Norden der hereinschwenkende Trog noch etwas Labilität mit sich, wodurch vor allem in Küstennähe ein paar Schauer zustande kommen. Auch an den Alpen kann es in der labilen Luft, die dort gestaut wird, noch für Gewitter reichen, wobei die Unwettergefahr bis Samstagfrüh zusehends geringer wird. Im Westen und Südwesten können sich dort, wo es zuvor viel geregnet hat, flache Nebelfelder bilden. Samstag… gelangt Deutschland nach Abzug des Troges in den Genuss eines flachen Rückens. Damit setzt sich landesweit stabilere und trockenere (mit einem Flüssigwassergehalt bis 20 mm) Luft durch. Eine Ausnahme stellt noch der Alpenrand dar, wo sich Reste leicht labiler Luft halten. Aber auch dort sollte es mangels dynamischer Unterstützung nicht mehr für konvektive Umlagerungen reichen. Von Westen schiebt sich ein Hochkeil herein. Zwischen diesem und dem nach Litauen abziehenden Tief bleibt vor allem im Norden und Nordosten ein kräftiger Gradient bestehen, so dass mit tagesgangsbedingter Hilfe verbreitet Windböen, an der See, in freien Lagen und in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge stürmische Böen zustande kommen. Bis zum Abend sollte auch dort der Wind abflauen. Während über den Norden und die Mitte, bedingt durch die Nähe zur Frontalzone, teils kompaktere Wolkenfelder hinweg ziehen, sind im Süden, abgesehen vom Alpenrand, längere sonnige Abschnitte zu erwarten. In tieferen Lagen Süddeutschlands werden bis 26, sonst in der Mitte und im Süden 20 bis 25 und im Norden 15 bis 19 Grad erreicht. In der Nacht zum Sonntag wölbt sich, gestützt durch über dem Nordmeer ansetzende Warmluftadvektion, der Rücken über der Nordsee noch etwas auf, was über Mitteleuropa eine antizyklonale nordwestliche Strömung ergibt. Das durch diesen Rücken gestützte schwache Hoch verlagert sich nach Deutschland, so dass sich, abgesehen vom Nordosten, eine schwachgradientige Lage ergibt. Mit Ausnahme des Südwestens stellen sich dann einstellige Temperaturminima ein. Dort, wo es zuvor viel geregnet hat, können sich flache Nebelfelder bilden. Sonntag… verlagert sich der Rücken unter weiterer leichter Aufwölbung nach Deutschland. Da nach wie vor der Rücken leicht überströmt wird und diese Strömung durch kurzwellige Fluktuationen geprägt ist, gelangt in den äußersten Südwesten und Süden Deutschlands wieder labilere und feuchtere Luft, was bei stark gedeckeltem CAPE den Flüssigwassergehalt dort auf etwa 30 mm steigen lässt. Mit orografischer Unterstützung können sich über dem südwestdeutschen Bergland und aus den Alpen heraus einzelne starke Gewitter entwickeln, Unwetter (durch heftigen Starkregen und (schwere) Sturmböen) sind vorerst nur wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen. Im großen Rest des Landes dauert das Absinken im Bereich des sich mit seinem Schwerpunkt nunmehr in den Ostseeraum verlagernden Bodenhochs an. Während der Norden noch von Wolkenfeldern gestreift wird, sind ansonsten abgesehen vom unmittelbaren Alpenrand längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Die Folge ist ein leichter Temperaturanstieg auf 22 bis 27, im Küstenbereich und im Nordosten auf 15 bis 21 Grad. In der Nacht zum Montag verlagert sich der Rücken mit seiner Achse in den Osten Deutschlands, so dass erneut eine südwestliche Strömung zustande kommt. In diese eingelagert greift ein markanter Kurzwellentrog auf Ostfrankreich über. Vorderseitige Hebung erfasst dann den Westen und Südwesten, so dass auf den westlichen Mittelgebirgsraum und den Südwesten einzelne und zum Teil heftige Gewitter übergreifen, die mit Starkregen und bedingt, durch den im 850 hPa-Niveau auf 40 kt zunehmenden Oberwind, mit Sturmböen einhergehen können. Dabei nimmt auch die niedertroposphärische Scherung wieder zu, was organisiertere Strukturen hochreichender Konvektion verspricht. Ob es dann bereits wieder auch ohne tagesgangsbedingte Unterstützung für unwetterartige Entwicklungen reicht, ist noch nicht sicher, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Im weitaus größten Teil Deutschlands hält sich die stabil geschichtete gemäßigte Luftmasse. Im Nordosten sind bei klarem Himmel noch einmal einstellige Temperaturminima vorstellbar. Modellvergleich und -einschätzung ————————————————————– Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Unterschiede, die im Bereich der Vorhersageunschärfe liegen, ergeben sich erst in der Nacht zum Montag im Hinblick auf den auf Ostfrankreich übergreifenden Trog, der unterschiedlich positioniert wird. Problematisch ist die Abschätzung der Böen, die aus synoptischen Überlegungen heraus vorgenommen wurde. Hier (und auch in Bezug des Ausgreifens der Konvektionszellen in die Warmluft) ergeben sich durchaus Unterschiede zu anderen hochauflösenden Modellen. Wie üblich bei derartigen Lagen ist Nowcasting anhand bekannter aktueller Tools unverzichtbar. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Thomas SchumannWeiterführende Links
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