Unwetterwarnung – Wintersturm Friederike
Unwetterwarnung – Wintersturm Friederike
17.01.2017
Uhrzeit: 22:50
Pünktlich zum Jahrestag des Wintersturmes Kyrill, kommt seine Schwester Friederike nach Europa und bringt mit ihrem Windfeld orkanartige Böen bis ins Flachland wie Brachwitz. Da der Deutsche Wetterdienst das Hauptwindfeld genau bei uns in Mitteldeutschland vorhersagt und dort mit bis zu 120 km/h rechnet, muss ich davon ausgehen, dass es morgen echt ungemütlich wird. Ich rechne mit Schäden an Gebäuden, Bäumen und natürlich dem obligatorischen Stromausfall in Brachwitz. Haltet euch bitte bereit, gewährt der Feuerwehr immer Platz auf der Straße und checkt schon mal euren Notstromer. Alles weitere morgen Mittag/Nachmittag im Update.
Passt auf euch auf.
Wetterwarnung
WARNLAGEBERICHT für Sachsen-Anhalt
ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst
am Mittwoch, 17.01.2018, 20:30 Uhr
In der Nacht einzelne Schneeschauer. Am Donnerstag schwere Sturmböen vereinzelt Orkanböen. Dazu Schnee und Regen.
Entwicklung der WETTER- und WARNLAGE für die nächsten 24 Stunden
bis Donnerstag, 18.01.2018, 20:30 Uhr:
Ein Sturmtief überquert am Donnerstag den Norddeutschen Raum. Sein Sturmfeld läuft über Mitteldeutschland hinweg.
Örtlich ziehen Schauer vorüber, die bis in tiefe Lagen Schnee bringen. Dabei besteht vorübergehend Glättegefahr. In höheren Lagen des Harzes können bis zum Donnerstagmorgen um 5, cm Neuschnee zusammenkommen. Auf dem Brocken treten schwere Sturmböen bis 100 km/h (Bft 10) auf.
In der Nacht kann es in allen Gebieten durch überfrierende Nässe glatt werden.
Am Donnerstag setzt von Westen her Niederschläge ein. Sie fallen im Tiefland meist als Schneeregen, im Bergland als Schnee. Sie bringen im Oberharz bis zum Mittag nochmals 5 bis 10 cm Neuschnee und Glätte. Im Vormittagsverlauf gehen die Sie bis 800 m in Regen über und die Glättesituation entspannt sich. Im Nachmittagsverlauf kommt es zu zahlreichen Schauern und einzelnen Gewittern und die Schneefallgrenze sinkt wieder auf 400 m. Im Oberharz werden am Nachmittag und Abend weitere 10 bis 15 cm Neuschnee erwartet.
Zudem lebt der Südwestwind auf. Am Nachmittag kommt es verbreitet und am Abend auch in der Altmark zu schweren Sturmböen bis 100 km/h (Bft 10) aus westlichen Richtungen. Örtlich sind auch im Tiefland orkanartige Böen bis 115 km/h (Bft 11) und vereinzelt auch Orkanböen mit 120 bis 140 km/h (Bft 12) zu erwarten. Auf dem Brocken muss mit extremen Orkanböen bis 160 km/h (Bft 12+) gerechnet werden.
Nächste Aktualisierung: spätestens Donnerstag, 18.01.2018, 04:30 Uhr
Deutscher Wetterdienst, RWB Leipzig, Jens Oehmichen
Unwetter-Video DWD
https://youtu.be/NBOWhpRwBmo
Synoptische Übersicht
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.01.2018 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Am Donnerstag Sturmlage mit orkanartigen Böen, vereinzelt Orkanböen vor allem im
Norden. An der Kaltfront auch weiter südlich orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen. Ganz im Norden und zum Teil zuvor auch im Bergland kräftige
Schneefälle. Im Schwarzwald Tauwetter nicht ausgeschlossen. Anschließend
Troglage mit kräftigen Schneefällen vor allem in Staulagen an den Alpen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell … greift in der zyklonalen Westströmung ein flacher Rücken über, der
sich vor einem Sturmtief aufwölbt, das nachts die Britischen Inseln überquert
und in die südwestliche Nordsee zieht. Entwicklungsgünstig gelegen vertieft es
sich noch auf einen Kerndruck von 980 hPa (ICON).
Die Warmluftadvektion nimmt dem Rücken seine Wetterwirksamkeit und lässt im
Laufe der Nacht von Westen her Niederschläge aufkommen, die sich auf die Gebiete
westlich von Weser und Werra bis hinunter ins westliche Bayern ausbreiten. Dabei
fällt zunächst teilweise bis ganz runter Schneeregen oder Schnee, der aber
zunehmend in Regen übergeht. Zum Morgen steigt die Schneefallgrenze im Westen
schon auf an die 1000m. Im Bergland sind zuvor 5 bis 10 cm Neuschnee zu
erwarten, in tiefen Lagen dürfte es meist bei etwas Schneematsch bleiben. Mit
dem wieder auffrischenden Wind sind in Hochlagen vorübergehend Schneeverwehungen
zu erwarten. Im Westen und Süden kommen ausgangs der Nacht Windböen und
stürmische Böen aus Süd bis Südwest auf, im höheren Bergland Sturmböen bis
schwere Sturmböen.
Bevor es soweit ist, gibt es in der labilen Kaltluft zahlreiche Schauer und
einzelne Gewitter, die meist als Schneeregen oder Schnee fallen und
streckenweise für Glätte durch gefrierende Nässe, Schneematsch oder etwas
Neuschnee sorgen können. Sie ziehen sich in den Osten zurück, da durch den
Rücken und die WLA von Westen her Stabilisierung einsetzt.
Die Temperaturen gehen von allem im Süden und Osten sowie im Mittelgebirgsraum
unter den Gefrierpunkt zurück, am Erdboden ist dies außer im Westen recht
verbreitet der Fall. Entsprechend ist auch in Gebieten ohne Niederschlag, Glätte
durch gefrierende Nässe zumindest nicht ausgeschlossen.
Donnerstag … zieht das Sturmtief etwa entlang der ostfriesischen Nordseeküste
über den Hamburger Raum Richtung Uckermark und Vorpommern. Im Tagesverlauf
beginnt es sich langsam abzuschwächen.
Das sich südlich daran anschließende Sturmfeld breitet sich beginnend ab den
frühen Morgenstunden von Westdeutschland nach Osten aus und erreicht im Verlauf
des Nachmittags auch Sachsen, das südliche Brandenburg und Bayern. Dabei gibt es
verbreitet stürmische Böen oder Sturmböen, in exponierten Lagen schwere
Sturmböen. Vor allem in einem Streifen vom südlichen Niedersachsen und
Nordrhein-Westfalen bis ins südliche Brandenburg, nach Sachsen und Oberfranken
sind orkanartige Böen, exponiert auch Orkanböen nicht unwahrscheinlich. Auf
einigen Berggipfeln langt es zu extremen Orkanböen.
Mit dem Frontensystem, das zunächst einen breiten Warmsektor aufweist, gelangt
vorübergehend noch einmal sehr milde Meeresluft in den Süden, teilweise bis in
die mittleren Landesteile. Es gibt verbreitet Niederschläge, zunächst im Norden
und Osten und Süden Schneefälle, die dann in Regen übergehen. Die Niederschläge
nehmen mit der Kaltfront mehr und mehr konvektiven Charakter an.
Dabei steigt die Schneefallgrenze bis über 1000m, bevor sie mit Passage der
Kaltfront, hinter der wieder erwärmte Meereskaltluft einfließt, wieder beginnt
zu sinken. An der Kaltfront (etwas Cape, starke Scherung) wird in den Schauern,
eventuell kurzen Gewittern der Oberwind von 70 kt in 850 hPa runter gemischt, so
dass ebenfalls wieder orkanartige Böen, vereinzelt Orkanböen möglich erscheinen.
Hinweise auf Tauwetter finden sich im SNOW 4, das das Niederschlagsdargebot im
Schwarzwald im warnwürdigen Bereich simuliert.
Im östlichen Mittelgebirgsraum kann es längere Zeit, vielleicht sogar bis in den
Nachmittag hinein schneien, teilweise mit Mengen über 10 cm in 12 Stunden.
Verwehungen gibt es aber höchstens in Hochlagen. Auch nördlich des Tiefs und auf
der Zugbahn fällt Schneeregen oder Schnee, 12-stündig sind 10 bis 15 cm
Neuschnee nicht ausgeschlossen.
Der sehr nasse Schnee dürfte aber trotz einiger Bft 7, vielleicht auch Bft 8
direkt an der See kaum verwehen.
Während im Norden und Nordosten nur 0 bis 4 Grad zu erwarten sind, steigt in den
anderen Gebieten die Temperatur vorübergehend auf 5 bis 11 Grad.
In der Nacht zum Freitag wird das Sturmtief unter langsamer Auffüllung rasch
ostwärts gesteuert und verliert seinen Einfluss auf unser Wetter. An der
Südwestflanke dieses Tiefs sind zumindest in der ersten Nachthälfte im Osten und
Südosten noch Sturmböen und im höheren Bergland schwere Sturm- und orkanartige
Böen zu erwarten. In den anderen Gebieten hat der Wind bereits abgeflaut;
allerdings treten auf höheren Schwarzwald- und Alpengipfeln Böen bis Sturmstärke
auf. In der zweiten Nachthälfte wird der Wind auch im Osten und Südosten
schwächer, so dass dann auch dort warnrelevante Böen (allerdings bis hin zu
Sturmstärke) auf höhere Berggipfel beschränkt bleiben.
In der rückseitig einfließenden Kaltluft sinkt die Schneefallgrenze rasch bis in
Lagen zwischen 200 und 400 m ab. Im Bergland kann es daher einige, in Staulagen
auch um 5 cm Neuschnee geben. Verbreitet besteht jedoch Glättegefahr.
Die Kaltfront, die leicht schleifend die Alpen überquert, sorgt am Alpenrand für
kräftige Schneefälle, wo 10 bis 20, in Staulagen auch mehr als 25 cm Neuschnee
zusammenkommen können. Da dort der Gradient erst mit einer gewissen Verzögerung
schwächer wird, besteht die Gefahr von Verwehungen.
Freitag … bleibt die zyklonale Westströmung bestehen. Ein darin eingelagerter
Trog greift dabei auf Europa über. In dessen Bereich fächert der Gradient auf,
so dass sich die Lage beruhigt. Warnrelevante Böen sind
daher auf höhere Berglagen vor allem der süddeutschen Mittelgebirge und der
Alpen beschränkt. Auf höheren Berggipfeln sind dort nach wie vor Böen bis
Sturmstärke zu erwarten.
Im Bereich des o.g. breiten Troges dominiert labil geschichtete Kaltluft,
wodurch es wiederholt zu Schauern und auch kurzen Gewittern kommt. Die
Schneefallgrenze liegt zwischen 200 und 600, in Richtung Alpen bei 800 m, so
dass oberhalb davon noch einige, in den Staulagen der Alpen vielleicht auch noch
einmal bis 10 cm Schnee fallen können. Zwischen den Schauern sind auch größere
Auflockerungen vorstellbar.
Ein Bodentrog mit eingelagertem kleinräumigen Tief kann im Südwesten für
kräftigere Niederschläge sorgen sowie zu auffrischendem Wind, vor allem im
Bergland.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4, im Westen und Süden 4 bis 8 Grad.
Oberhalb von etwa 800 m herrscht leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag bleibt die Troglage über Mitteleuropa bestehen.
Hierdurch ist weiterhin eine rege Schauertätigkeit zu erwarten. Allerdings nimmt
der Gradient an der Südflanke eines in die südliche Nordsee ziehenden flachen
Tiefs wieder etwas zu. Warnrelevante Böen (exponiert bis Sturmstärke) sollten
jedoch auf höhere Berglagen beschränkt bleiben. Während es in den Mittelgebirgen
nur für wenige Zentimeter Neuschnee reicht, sind im Süden mit dem ostwärts
ziehenden kleinen Tief kräftigere Schneefälle vorstellbar. In den Mittelgebirgen
können in Staulagen um 10, an den Alpen auch deutlich mehr als 10 cm Neuschnee
fallen.
Abgesehen von den tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands ist sonst meist
leichter Frost zu erwarten, wodurch Glättegefahr besteht.
Samstag … ist im Bereich eines Troges kalte und hochreichend instabile (ca. -7
Grad in 850 hPa, -38 Grad in 500 hPa) Meeresluft bei uns wetterbestimmend. Bei
wechselnder bis starker Bewölkung treten zahlreiche Schauer, vereinzelt kurze
Graupelgewitter auf. Bis in tiefe Lagen fallen die Schauer als Schneeregen oder
Schnee, kräftige Schauer können auch tagsüber vorübergehend Glätte auslösen.
Der Gradient ist meist gering, so dass Wind keine große Warnrelevanz besitzt.
Nur bei Schauern sind Windböen denkbar, sowie im Bergland starke bis stürmische
Böen, die sich aber auf exponierte Hochlagen beschränken.
Ein Tiefzentrum soll sich zudem über der südöstlichen Nordsee, vielleicht schon
im Bereich deutsche Bucht einfinden. An seinem Rand könnte es auch an der
Nordsee zur ein oder anderen Windböen reichen.
Während vom Schnee in tiefen Lagen tagsüber kaum etwas liegen bleibt, bei
Temperaturen zwischen 2 Grad im Nordosten und 6 bis 7 Grad am Rhein, dürfte sich
im Bergland oberhalb von 200 bis 500m durchaus etwas Neuschnee akkummulieren. In
einigen Staulagen um 5 cm, exponiert bis 10 cm.
Modellvergleich und -einschätzung
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Großartig neue Erkenntnisse liefern die bis dato verfügbaren neuen Läufe nicht,
was die Windentwicklung am Donnerstag angeht, so dass (trotz kleinerer
Unsicherheiten) mit der Herausgabe der Unwetterwarnungen (entsprechend der
Vorabinfo) vor orkanartigen bis Orkanböen am Mittwochabend begonnen werden kann.
Mit der Ausgabe der Schneefallwarnungen sollte aber noch gewartet werden, hier
sind die Unsicherheiten größer, vor allem was die Temperaturentwicklung angeht
und die Intensität der Niederschläge. Das kann nachts in Angriff genommen
werden.
Ansonsten ist die Entwicklung großräumig klar, der Sturmlage folgt – wie so
häufig – eine Troglage.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner
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